Medoc Zweitausendelf

Weil die letzte Medoctour bereits 5 Jahre zurücklag war es höchste Zeit, diese irre Kombination aus edelen Chateaus, Spitzenweinen, witzigen Verkleidungen, einem erholsamen Bad im Atlantik und natürlich Laufen zu wiederholen. Angemeldet haben wir ( Arnold und Rüdiger = Autor ) uns als Paar ( Couple ) direkt beim Veranstalter im Februar unmittelbar nach Eröffnung der Anmeldefreigabe. Arnold war dann als Frau eingetragen, aber das ist ja auch egal. In diesem Jahr dürfen übrigens nur Tiere mitlaufen, davon später mehr.

Los ging es am Mittwoch, den 07.09.. Mit dem PKW fuhren wir über die „Route du vin“ in Luxembourg an Metz, Nancy und Dijon vorbei um schließlich auf einem preisgünstigen Campingplatz in der Bourgogne ganz nahe den Orten Nuits St. Georges und Beaune ( Mekka der Weinliebhaber ) zu logieren.

Am Donnerstag den 08.09. führte uns der Weg über viele pittoreske französische Dörfer, an Clermont-Ferrand vorbei, durch das überwältigende Massiv Central mit den Vulkanen, der Region Perigord bis nach Bordeaux in die Superherberge Formule 1. Der Vorteil dieser Herberge liegt eindeutig an der tollen Verkehrsanbindung, die schnelles Wegfahren gestattet.

Somit kamen wir in den Genuß, um ca. 10 Uhr 30, in Pauillac eine frisch zur Plünderung freigegebene Marathonmesse leerzukaufen. Was gibt es auch für nette Accsessoirs für Läufer!

Für die kommenden drei Tage logierten wir in der Villa La Macotte in Soulac sur Mer ca. 300 m vom Atlantik entfernt. Soulac sur Mer war früher ein Piraten- und Fischerdorf. Um die Jahrhundertwende entwickelte es sich zu einem mondänen Seebad, in dem auch heute noch wunderschöne Jungenstilvillen stehen. In einer solchen waren wir auch frugal einquartiert. http://www.villa-la-mascotte.com Weil´s kein Mensch länger als drei Tage ohne Lauferei aushält, ging´s rin in die ganz speziellen Laufklamotten und los zum Strand. Was für ein überwältigender Moment, nach langer Reise diesen fantastischen Strand zu sehen!

Arnold in ihrem Bienchenkostüm als Laufdress vor dem Strand von Soulac sur Mer

Arnold in ihrem Bienchenkostüm als Laufdress vor dem Strand von Soulac sur Mer

Für den Abend haben wir eine Pastaparty in St. Estèphe gebucht. Es begann mit einer Jazzband, die Stücke von Django Reinhard und Herbie Hancock spielte, dazu Cidre mit div. leckeren Häppchen als Snack. Das eigentliche Buffet bestand aus einem Vorspeisenteller verschiedener Teig – Käse – Fisch Kombinationen, Pasta, Käse der Region mit Brot und Milchreis zum Nachtisch. Was dann folgte stellt alle bekannten Vorstellungen einer Pastaparty weit in den Schatten. Kellnerinnen allesamt als Schweine verkleidet ( Miss Piggy war auch dabei ) schleppten viele Flaschen Rotwein heran. Auf einer Bühne begann eine lokal bekannte Dame div. Französische Stimmungslieder zu präsentieren / singen und ca. 15 min später tanzten die Leute in den Gängen, auf Tischen und Stühlen (das ist keine Übertreibung!)

Der große Tag, Samstag, 10. September 2011 Ich hätte nie gedacht, dass so viele Tiere einen Marathon laufen können. Störche, Fröche, Tiger, Elefanten, Bienen, Marienkäfer, Schmetterlinge, Kühe, Pferde, mir ganz unbekannte Tiere und leider auch Jäger sowie Metzger machten sich nach einer tollen Eröffnungshow aus Akrobaten und Kampfjets auf den beschwerlichen Weg durch die Weinberge.

Eine Invasion von Marienkäfern auf dem Weg zum Start
Eine Invasion von Marienkäfern auf dem Weg zum Start

Voller Stolz präsentiert ein Bauer seinen Viehbestand dem fachkundigem Publikum.
Voller Stolz präsentiert ein Bauer seinen Viehbestand dem fachkundigem Publikum.

Akrobaten und viele Tiere bei der Eröffnungsfeier
Akrobaten und viele Tiere bei der Eröffnungsfeier

Mit den Startnummern 3613 und 3614 reihten auch wir uns ein, um den längsten Marathon der Welt zu meistern. Es sollte wahrlich kein leichtes Unterfangen werden. Temperaturen um die 30°C, viele Hektoliter Wein, Kuchen, Obst, Austern, Schinken Steaks und Speiseeis fordern schließlich ihren Tribut, was man auch an den Zeiten sowie erschöpften Gesichtern beim Zieleinlauf ablesen kann. Um besonders abgekämpfte Läufer dennoch beim Zieleinlauf halbwegs anschaulich aussehen zu lassen, konnte man sich bei km 41 schminken lassen.

Arnold hatte sein Bienchenkostüm und ich versuchte es als Frosch. Diese Kostüme halten ganz gut warm, bzw. können bei Bedarf nach Kühlung auch viel Wasser speichern. Irgendwann läuft man wie ein nasser Pudel herum.

Schwer bewaffnete und nach Blut lechzende Jäger sowie ein Metzger, vor denen der Autor weglaufen musste. Dürfen eigentlich noch Froschschenkel verspeist werden?
Schwer bewaffnete und nach Blut lechzende Jäger sowie ein Metzger, vor denen der Autor weglaufen musste. Dürfen eigentlich noch Froschschenkel verspeist werden?


Rinder laben sich an toller Musik und Wein. Es gab reichlich zu trinken, was bei ca. 30°C und schwülwarmer Luft auch notwendig war. Der Wein schmeckte übrigens köstlich. Im Abstand von ca. 2 km konnte man die ganze Palette der edlen Tropfen aus der Region genießen. Die musikalischen Darbietungen reichten von Jazz über Punk, verschiedene Garagenrockbands, Country ( oder Western? ), Folkbands bis hin zu Kammermusik und orchestralen Aufführungen.


Der Autor als Frosch (franz. grenouille (f)) vor einem edelen Schloß mit Teich. Solche schmucken Residenzen gibt´s dort viele. Einige fallen durch niedliche Wasserspielereien auf. Nach dem Lauf gab´s für den Frosch ein Küsschen von der Gattin, die sehnsüchtig in Soulac sur Mer auf ihren Prinzen wartete. Es liefen übrigens viele Frösche mit.

Kurz vor dem Ziel die köstlichen Austern mit Weißwein für Rinder, Tiger und Elefanten ( nicht im Bild ), große Tiere also.
Kurz vor dem Ziel die köstlichen Austern mit Weißwein für Rinder, Tiger und Elefanten ( nicht im Bild ), große Tiere also.

Es war ein großer Tag. Kaum zu glauben, was einige Tiere so in sich hinein schütten können.

Der Tag danach. Eigentlich war für diesen Tag eine fröhliche 12 km Wanderung durch die Weinberge vorgesehen, aber uns war nicht danach. Stattdessen besuchten wir den örtlichen Markt (dieser war am Sonntag geöffnet), beschrieben ca. 30 Postkarten und planschten im Atlantik.

Arnold in der Markthalle beim Shoppen. Neben Meeresfrüchten und Fischen gab´s natürlich auch tolle Weine.
Arnold in der Markthalle beim Shoppen. Neben Meeresfrüchten und Fischen gab´s natürlich auch tolle Weine.

Der Autor versucht´s mit Wellenreiten, hat aber Angst und bleibt lieber in der Nähe der Küste.
Der Autor versucht´s mit Wellenreiten, hat aber Angst und bleibt lieber in der Nähe der Küste.

Die Rückfahrt begann mit einer Schiffsreise über den Atlantik von le Verdon sur Mer nach Royan. Danach gab´s nur noch Straße über Poitiers, Tours, Sens, Reims, Liège und Aachen. Die lange Fahrt kam einer kunsthistorischen Bildungsreise gleich. Wir besuchten 6 Kirchen verschiedener Epochen und Baustile. Besonders beeindruckend war die Kathedrale von Reims. Hier wurden mehrere Könige gekrönt. Zwischendurch befuhren wir wieder die schönen französischen Dörfer und besuchten Brasserien. Es dauerte zwei Tage, bis wir schließlich wieder unsere Heimat erreichten. Der Urlaub war wunderschön. Sicherlich wird er uns noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben. Es war nur schade, dass wir die Einzigen vom LT-Bittermark waren, es hätte bestimmt vielen von uns Spaß gemacht. Statt mit dem PKW ( 2800 km ) hätte man die Fahrt auch mit dem Zug unternehmen können. Es gibt eine Bahn zwischen Bordeaux, über Pauillac und Soulac sur Mer. Der spätabendliche Besuch der absturzmäßigen Pastaparty ist damit allerdings nur eingeschränkt machbar.

Frohes Laufen wünscht:
Rüdiger L.