14./15.06.2002 Biel, die Nacht der Nächte - Gudrun Schmidt

Und wir waren dabei: Ralf Ermler, Heinz Gollner, Karl-Heinz Flume, Gerd und Gudrun Schmidt.
Um es vorweg zu sagen, nur Ralf und Heinz haben die große Runde von 100 km geschafft !

Zur Erklärung: Biel liegt in der Schweiz ca. 30 km von Bern entfernt und z. Zt. läuft dort die Landesausstellung, kurz Expo 2002, bis Mitte Oktober.

Unbedingt erwähnen muß ich, dass alle Läufererinnen/Läufer, die irgendwann anfangen mehr als Marathon zu laufen, den Wunsch haben, auch einmal in Biel zu laufen. Was für die Triathleten Hawaii ist, ist für die Ultra-Läufer Biel.

Aber nun der Reihe nach: Gerd und ich sind am 7.6. mit unserem Wohnmobil Richtung Bad Kreuznach gefahren, um dort ein schönes Wochenende zu verbringen. Von dort aus fuhren wir weiter bis nach Achern (müsste Horst und Margarete bekannt sein), und haben dann nochmals 2 ½ Tage Pause auf dem Campingplatz am Achernsee gemacht. Hier hatten wir viel Ruhe und Muße, haben aber auch joggenderweise das Umfeld erkundet. Und schließlich war ja auch noch Fußball WM angesagt, so dass wir unbedingt fernsehen mussten, als Deutschland spielte.

Mittwochmorgen fuhren wir dann endlich nach Biel weiter, wo wir gegen Mittag ankamen. Wir waren froh, dass es keine Platzprobleme (Expo) gab und wir uns auf die große Wiese am Eisstadion stellen konnten. Es waren schon einige Läufer da, die Gerd zufälligerweise beim Mindener Marathon kennen gelernt hatte. Am frühen Abend kamen dann unsere Freunde Brunhilde u. Karl-Heinz, der schon des öfteren als Gastläufer bei den Bittermärkern mitgelaufen ist. Das Wetter war super und wir haben noch recht lange draußen sitzen können. Donnerstagmorgen, es war schon recht warm, sind wir dann zu dritt noch eine kleine Runde gelaufen. Danach war nur noch gammeln und spazieren gehen angesagt. Aber nicht zuviel, da es sehr, sehr heiß war. Zwischendurch immer wieder mal mit Margarete per SMS kommuniziert, und wir so wussten, dass Ralf unterwegs war. Als er schließlich gegen 22.30 Uhr bei uns war, haben wir erst einmal eine Tasse Bier mit ihm getrunken, bevor in Windeseile sein Zelt aufgestellt wurde.

Freitagmorgen haben wir zu fünft in aller Ruhe gefrühstückt und dabei das rege Treiben um uns herum beobachten können. Nachdem wir alle zusammen zum Duschen waren, haben wir uns anschließend mit einer Supermassage verwöhnen lassen. Und es wurde immer heißer! Jeder von uns lief mit seiner Flasche herum. Gegen Nachmittag wurde es plötzlich ruhig, alle hatten sich hingelegt um noch etwas zu schlafen, was aufgrund der großen Hitze nicht so einfach war. Als der frühe Abend dann endlich kam, war um uns herum eine ganz besondere Atmosphäre, die uns natürlich auch einfing. Die Wiese war nun auch gerammelt voll. Und irgendwie war man mit allen Läuferinnen/Läufern vertraut, eine große Gemeinschaft. Gegen 21.45 Uhr, das Thermometer zeigte immer noch 29 Grad, machten wir uns auf den Weg zum Start. Brunhilde begleitete uns, um noch ein letztes Foto zu schießen. Hier trafen wir auch Gerda, die mit ihrem Mann bei km 40 verabredet war, um etwas überzuziehen, falls erforderlich. Margarete, Horst, Annette und Gerd lernten sie im Februar bei der Ruhr-Tour kennen. Sie lief hier ihren ersten Hunderter.

Mit guten Gefühlen, Marschverpflegung, leider oben herum viel zu warm angezogen, warteten wir auf den Startschuß. Ralf hat im letzten Moment noch seine Jacke, die er umgebunden hatte, abgegeben. Eine gute Entscheidung!

Dann Punkt 22.00 Uhr fiel der Startschuß und 2350 Läuferinnen/Läufer setzten sich in Bewegung. Ein tolles Gefühl und wir liefen an den vielen Zuschauern vorbei in Richtung Stadt . Auch hier war unheimlich was los und die Hitze des Asphalt’s spürten wir auch. Ralf war natürlich schon lange weg, Gerd, Karl-Heinz und ich blieben erst einmal zusammen.

Wir liefen in die Dunkelheit und auf das Expo-Gelände zu. Es war für uns unbeschreiblich, als wir über die Helix-Brücke mit Wasserspielen und Feuerwerk liefen. Von dort aus ging es zum Aarberg und hier war wieder der Teufel los, einfach gigantisch und wir hatten schon ca. 16 km hinter uns. Nur der Mond kam nicht heraus und wir mussten uns ganz schön konzentrieren, da es hier stetig bergauf und bergab ging. Durch die begleitenden Radfahrer hatten wir aber genug Licht. Irgendwann habe ich Karl-Heinz aus den Augen verloren und Gerd lief immer ein paar Meter vor mir her und wir blieben dann mehr oder weniger zusammen. Er hatte relativ früh Probleme mit seinem Fuß und mußte dann immer wieder mal gehen. Zwischen 35 und 40 km hatte auch ich mit mir und meinen nassen Oberteilen (hatte mich auch schon früh mit meinem Trinkgurt wundgescheuert) zu schaffen. Wußte nicht, soll ich nur trinken oder wieder mal was essen, mir war einfach nur unwohl. Aber da dies ja nicht mein erster Hunderter war, hätte ich wissen müssen, das legt sich wieder!

Bei km 40, hier befand sich eine größere Verpflegungs- und Kontrollstelle, traf ich dann Gerdas Mann und meine Stimmung war auf dem Nullpunkt. Ich wartete auf Gerd und wir gingen dann schweigend und einträchtig bis zum nächsten Verpflegungspunkt bei 47 km, es war vier Uhr morgens und es fing langsam an hell zu werden. Es war klar, dass Gerd aussteigen wollte und ich schloß mich ihm an. Einige, die schon ausgestiegen waren, lagen im Heu mit einer Pferdedecke zugedeckt. Ich tat es ihnen müde und frierend nach. Nach ca. 1 Stunde wurden wir nach Kirchberg, wieder ein großer Verpflegungs- und Kontrollpunkt, gebracht und sollten dort auf den nächsten Bus warten, der uns dann nach Biel bringen würde. Auch hier mussten wir wieder warten und Gerd und ich hatten das Pech hinten anzustehn und der Bus fuhr ohne uns ab. Kein Problem, der nächste fuhr dann eine halbe Stunde später und der war dann mit 50 Plätzen ausgebucht. Während unserer Wartezeit konnten wir dann die Läuferinnen und Läufer, es war ja inzwischen schon ein schöner Morgen, beobachten, die jetzt den berüchtigten Ho Chi Minh Pfad vor sich hatten und schon jetzt überfiel mich ein wehmütiges Gefühl. Aber ich hatte mich ja entschieden!

Zurück in Biel wartete schon Karl-Heinz, der leider bei km 40 ausgestiegen war, um Ralf mit 9:51 Std. (er hat sich um 1 Std. zum Vorjahr verbessert) ins Ziel einlaufen zu sehen, Heinz kam dann nach 10:07 Std. Die Beiden sind ein Super-Rennen gelaufen! Da wir einen guten Stand- bzw. Sitzplatz hatten, konnten wir alle Läuferinnen/Läufer und natürlich auch die Wanderer mit unserem Klatschen ins Ziel begleiten. Sie hatten unsere Hochachtung, dass sie auch nach vielen Stunden und bei großer Hitze durchgehalten haben.

Am Spätnachmittag haben wir dann gegrillt und natürlich mit Ralf auf seinen guten Lauf mit Sekt und Bier angestoßen. Anderntags nach dem Frühstück ist Ralf Richtung Dortmund gefahren, Brunhilde und Karl-Heinz sind noch in der Schweiz geblieben und wir sind Rich-tung Freiburg gefahren, um dort in Steinenstadt noch 10 Tage Urlaub zu machen.

Auch wenn wir es nicht geschafft haben, war Biel für uns ein ganz, ganz tolles Erlebnis und wir haben beschlossen: BIEL, wir kommen wieder im nächsten Jahr !
Ich hoffe, dass meine Berichterstattung einige neugierig macht, und sie Lust auf mehr als Marathon haben! Falls nicht, kann man natürlich dort auch Marathon laufen!

Gudrun Schmidt