08.04.2001 Südtirol Marathon  - Jörg Weitkamp

Nun ist es schon ein paar Wochen, genauer gesagt sogar 2 Monate, her, daß ich beim Südtirol-Marathon am 8. April 2001 in Bozen an den Start gegangen bin. Natürlich sind in dieser Zeit ein paar Erinnerungen verblasst, aber ich weiß immer noch, daß es sehr schön war.
Eigentlich war es ja Wahnsinn: 2 Wochen vorher war ich beim Rom-Marathon und habe diesen auch noch mit einer Verletzung absolviert (s. Bericht), und dann laufe ich schon den nächsten. Die Planung war eigentlich anders.

Mein Fußballspielplan präsentierte mir ein spielfreies Wochenende und ich beschloss schon bevor ich nach Rom fuhr, daß ich nach Bozen fahren wolle. Ziel dieser Fahrt sollte aber hauptsächlich ein Besuch meiner Eltern sein, die in Klobenstein (oberhlab von Bozen) eine Ferienwohnung haben. Im Hinterkopf spielte ich allerdings schon mit dem Gedanken evtl. den Halbmarathon mitzulaufen, wenn ich schon mal da bin.

Ich fuhr Donnertstagvormittags in Dortmnd los und war nach ca. 9 Stunden Fahrt über verkehrsreiche Autobahnen endlich bei meinen Eltern angekommen. Am Freitag fuhren wir runter nach Bozen, damit ich mich anmelden konnte. Erfreulicherweise hatte man kruzfirstig auf den Zuschlag für Spätmelder verzichtet. Ich hatte schon einige Tage vorher überlegt, ob ich nicht doch den gesamten Marathon versuchen sollte. Als ich in Dortmund losfuhr, lag die Tendenz noch beimm Halbmarathon. Über Nacht neigte sich die Waage dann aber doch zur 42km-Strecke. Ein Halbmarathon stellt nicht so die rechte Herausforderung für mich dar. Wenn dann war es ein Wettkampf gegen die Zeiger der Uhr, und es reizte micht nicht so sehr nach 100-105 Minuten schon fertig zu sein. Beim Marathon ist das anders, da muß man mit sich selber kämpfen und diese Herausforderung reizte mich doch mehr. Hinzu kam noch, daß ich mich recht fit fühlte, da ich mich in Rom ja nicht so verausgaben konnte und ich hatte dir Sicherheit, daß ich auch wenn es nicht so gut laufen würde, das Ziel erreichen könnte. Das war eine sehr positive Erfahrung, die ich aus Rom mitgenommen habe. Vielleicht suchte ich aber auch noch mal einen kleinen Erfolg nach der Enttäuschung von Rom.

Bis zum Start am Sonntagmorgen boten sich verschiedenste Wetterlagen, so daß es schon eine spannende Frage war, wie das Wetter beim Lauf sein würde. Am Freitag herrliches Sonnenwetter, Samstag kühl und verregnet und als ich am Sonntagmorgen aufstand, lag Schnee vor der Tür. Ich fuhr von Oberbozen mit der Seilbahn herunter und kam im 10 Grad wärmeren und sonnigen Bozen an. Also wunderbare Laufbedingungen!
Daß ich mit der Seilbahn furh hatte mehrere Gründe: 1. Hat man von der Gondel aus eine schöne Aussicht über das Eisacktal; 2. war es mir lieber so, speziell in Hinblick auf die Rückfahrt mit einem ermüdeten Geist und Körper als die kurvige Bergstraße zu benutzen; 3. in Bozen war autofreier Sonntag! Noch ein weiterer Aspekt der guten äusseren Laufbedingungen.

Nun aber endlich zum Marathon:

Er nennt sich Südtirolmarathon, weil er in Südtirol stattfindet. Logisch, bedürfte wohl keiner weiteren Erklärung. Aber, man vermutet vielleicht, daß es ein Lauf ist, der duch die schöne Bergwelt Südtirols führt und dabei auch einige Höhenmeter zu erklimmen sind. Das ist nicht so. 2001 fand er zum ersten mal in Bozen statt, vorher war in Neustift und dem Umland zu Hause. Es ist eigentlich ein Stadtmarathon durch das schöne Bozen vor der prächtigen Kulisse der Alpen. Der Rundkurs durch Bozen ist 21km lang und wird von den Marathonis logischerweise zweimal durchlaufen.


Die Abgabe der Bekleidung funktioniert problemlos. In der Nähe des Walterplatzes gab es mehrere Zelte, in denen man, der Startunnmer entsprechend, seinen Beutel deponieren konnte. Natürlich sind die Anforderungen an die Logistik bei einem Lauf mit "nur" 2000 Läufern auch geringer als an einen Lauf mit 10000 oder mehr Startern.

Als ich auf den Start wartete schaute ich mich noch ein wenig um. Vorne hatte ich noch ein paar Spitzenläufer aus Afrika gesehen. Sie wirken so unscheinbar, da sie nicht besonders groß und schmal sind, aber wenn sie erst mal laufen, dann ... Vor diesen waren aber noch die Rollschuhläufer (oder Inliner, oder Skater) plaziert. Es waren natürlich sehr viele Südtiroler vertreten und es gab auch sehr viele Läufer aus Deutschland (nach der offiziellen Statistik sogar die meisten, weil dort zwischen Südtirol und Italien unterschieden wurde), vorzugsweise Süddeutschland/Bayern (der LLC Regensburg war mit 60 Läufern am stärksten vertreten). Nett anzusehen waren auch die Trikots einen Laufclubs, der sich den Namen "Passt schon" gab. Was das wohl zu bedeuten hat?

Dann kam endlich der Startschuss und es ging los. Dabei wurden wir wunderbar vom zahlreich erschienenen Publikum um den Walterplatz herum unterstützt. Ich war äußserst locker und hatte daher viel Spaß. Wahrscheinlich war ich deshalb so locker, da es mir diesmal nicht um eine Zeit ging, die ich erreichen wollte, sondern ich wollte einfach nur loslaufen und ankommen. So konnte ich dann auch in aller Ruhe das Umfeld betrachten, und ich muß Euch sagen es war schön. Es ist schon ein toller Anbölick, wenn man im Hintergrund die sonnenbeschienenen aber auch noch verschneiten Bergspitzen sieht. Es gab auch sehr viele freundliche Zuschauer an der Strecke, die einen anfeuerten. Die meisten waren allerdings erstmal auf dem Weg in die Kirche, da Palmsonntag war. Zuerst ging die Strecke in den Südwesten raus, einen mehr industriellen Teil Bozens. Da war natürlich nicht so viel los. Das ist auch der einzige Streckenabschnitt, der nicht so attraktiv ist, abgesehen von dem schon erwähnten Hintergrund. Hier gab es dann auch (nach 5km) den ersten Verpflegungsstand, der gut mit Mineralwasser und Obst ausgestattet war. Dann ging es weiter Richtung Norden, usw. usw. Den Streckenverlauf könnt Ihr ja der oben abgebildeten Karte entnehmen.
Das Wetter hielt sich derweil wunderbar, es wurde sogar noch wärmer. Wie schon erwähnt, war die Unterstützung durch die Zuschauer sehr gut, nur waren nicht überall Zuschauer an der Strecke, und so musste man schon aufpassen, daß man nicht vom Kurs abkam. Die Absperrung war nicht so wie sonst üblich mit Absperrgitter, da es hier nicht ein solches Menschenaufkommen gab. Außerdem gab es keine blaue Linie, an der man sich orientieren konnte. So mußte man also sorgsam auf die Hinweisschilder achten. Einmal wäre ich fast falsch gelaufen, als ich in einer Zuschauerreihe ein breiters Loch wahrnahm. Ich glaubte, da müsse ich durch. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt des Rennens schon in der 2. Hälfte war, war das Feld um mich herum schon sehr dünn und ich konnte mich nicht an einem Vordermann orientieren. Als ich nochmal, um sicher zu gehen, rechts in die Straße schaut, sah ich etwas weiter weg einen Läufer. So gelang es mir dann doch, auf dem rechten Weg zu bleiben. Glück gehabt. An den Verpflegungsständen lies ich es nun ganz langsam gehen bzw. blieb sogar stehen, um in Ruhe ein Wasser oder etwas Obst zu konsumieren. Es war schön so, ich habe es richtig genossen. Ab und zu lief ich mal einige Kilometer mit anderen Läufer (Nr. 234) und wir plauderten unterwegs bzw. teilten meine Trinkflasche. Er war sehr dankbar dafür, da die Sonne doch Ihren Tribut forderte. Dann reduzierte ich mein Tempo ein wenig und lies ihn alleine weiterlaufen. Später sollte ich ihn an einem Getränkestand wiedertreffen. Dann traf ich unterwegs auch einen Läufer aus Ennepetal. Natürlich plauderten wir auch ein wenig. An einem Verpflegungsstand trennten sich dann unsere Wege, weil ich wieder ein kleines Trinkpäuschen machte.

Es war ein wenig komisch, wenn wir durch die Fußgängerzone von Bozen liefen, da die nicht besonders abgesperrt war, un so teilte man sie sich mit den anderen Leuten, die das Wetter zu einem Sonntagsspziergang und Schaufensterbummel nutzten. Das war aber kein Problem. Es war auch nett, an den Straßenkaffees vorbeizulaufen, und von den dort sitzenden Gästen angefeuert zu werden. Besten Dank!
Nach der Fußgängerzone ging es noch mal ein Stück raus Richtung Nord-Ost. Irgendwie hatte mir dieses Stück schon in der ersten Runde nicht so gepasst in der zweiten Runde sagte ich mir dann "Jetzt bin ich schon soweit gelaufen (39km), dann darf ich auch mal ein wenig gehen" so tat ich das dann auch und trank dabei wieder aus meiner Flasche, in der immer noch was drin war. Mittlerweile kam auch Nr. 234 wieder zu mir auf (ich hatte ihn zwischendurch überholt) und fragte, ob ich ihm wohl noch etwas zu trinken geben könne. Na klar! Ich sgate ihm, er könne es ruhig austrinken. Kurz darauf kam aber auch noch mal ein Stand mit Mineralwasserflaschen.
Nach dieser Erholungsphase waren es noch knapp 2 km. Nun hatte ich auch wieder Lust zu laufen und wurde immer schneller.
So überholte ich auf den letzten Metern noch einige Läufer und ich kam in 3:39:35 ins Ziel. Ich freute mich riesig über diese Zeit. Zwar war ich sehr weit von meiner Bestzeit entfernt, doch bin ich 17 Minuten schneller als in Rom gelaufen. Ausserdem blieb ich beschwerdefrei, was noch viel wichtiger war. Die Zeit war mir aber gar nicht so wichtig, weil ich die ganze Sache so schön locker und entspannt gelaufen bin und nie irgenwo einen toten Punkt überwinden musste oder mit mir selber kämpfen musste. Ich habe es von Anfang bis zum Ende genossen. Hinter dem Ziel gab es dann reichlich Verpflegung. Zuerst kam man an einem Tankwagen mit irgendeinem süßen Sportgetränk vorbei. Später folgten grosse Tische mit Tee, Wasser, Obst und Joghurt. Die Abholung des Kleiderbeutels funktioniert ebenso einfach wie das Abgeben. Eine kleine Kritik muss ich allerdings beim Thema Duschen loswerden. Zwar konnte man duschen, nur diese zu finden war nicht so einfach. Man musste sich durchfragen, bis man sie dann gefunden hatte. Ein Sportstudio hatte seine Räumlichkeiten dazu zur Verfügung gestellt. Leider gab es nur noch kaltes Wasser. Na ja, schnell duschen und dann wieder in die warme Sonne.
Mittlerweile sind auch meine Eltern zu Fuß nach Bozen runtergewandert und wir waren noch in einem Kaffee um einen leckeren Apfelstrudel zu Essen.

Einige Wochen nach dem Lauf bekam ich dann auch 4 Fotos zugeschickt, die von zahlreichen Fotografen unterwegs geschossen wurden. Sie kamen, nicht wie sonst üblich als kleine Kontaktabzüge, sonder in Orginlagröße. Man kann sich dann die aussuchen, die man behalten möchte und schickt die anderen mit der Einzugsermächtigung zurück. Prima Service!

Resümee: Für mich war es ein wunderbarer Marathon. Das Wetter war ausgezeichnet, und meine Stimmung war noch besser. Es ist mal eine andere Erfahrung, bei einem kleinen Marathon teilzunehmen als nur die großen Stadtmarathons zu laufen, bei denen es halt ein wenig enger und hektischer zugeht. Wenn es in meinen Zeitplan passt, werde ich gerne noch mal an diesem Lauf teilnehmen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an meine Eltern, die mich in den Tagen dort so gut aufgenommen haben. Mit so einer guiten Betreuung ist es natürlich auch einfach einen Marathon zu laufen. Danke!


Jörg Weitkamp